NEUE PERSPEKTIVEN: Frauen in Zermatt - gestern und heute

KeyVissual

2021 jährt sich die Erstbesteigung des Matterhorns durch Lucy Walker – der ersten Frau auf dem Matterhorn – zum 150sten Mal. Ausserdem ist 2021 das 50-jährige Jubiläum des Frauenstimm- und Wahlrechts in der Schweiz. Das Matterhorn Museum nimmt diese beiden Jubiläen zum Anlass, sich mit der Rolle der Frauen in der Zermatter Geschichte und Gegenwart und damit mit Fragen der Gleichstellung und Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft zu befassen.

Die interaktive Ausstellung im Matterhorn Museum und die Inszenierungen im öffentlichen Raum heben «Frauengeschichten» aus dem Hintergrund hervor, machen die Frauen rund um Zermatt von gestern bis heute sichtbar und hinterfragen dabei die bisher erzählten Geschichten.
Von der Bergbäuerin über die Hotelière bis hin zur Touristin und Bergsteigerpionierin: NEUE PERSPEKTIVEN untersucht die Bedeutung der Frauen in der Gesellschaft und die Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Auch Geschichtsbücher, Darstellungen in Museen und deren Sammlungen sind voller Klischees und transportieren alte Rollenbilder in unsere Zukunft. Wir alle denken und handeln in diesen versteckten Codes. Die Ausstellung will Teile dieser Codes aufdecken, diskutieren und aufbrechen. Die Ausstellung hinterfragt die soziale Ordnung im 19. Jahrhundert, die uns bis heute prägt und bietet den Besucher*innen an, Spuren zu hinterlassen, um damit in Zukunft Geschichte gemeinsam zu schreiben.

Mit «NEUE PERSPEKTIVEN» wagt das Matterhorn Museum einen Versuch, sich von konventionellen Sonderausstellungen zu lösen. Das interaktiv gestaltete Projekt fügt sich in die Dauerausstellung des Museums ein: Es hebt vorhandene Frauengeschichte(n) hervor, macht aber auch Geschichtslücken sichtbar. Ausserdem werden die Besucher*innen eingeladen, zu helfen, diese Lücken zu schliessen, mitzudiskutieren und ihre Sicht und Meinungen einzubringen.

Multimediale Ausstellung
Ein Hörspiel nimmt die Besucher*innen mit auf die Reise der Welt der Frauen in Zermatt vor 150 Jahren, als Bergsteigen für Frauen nicht nur nicht angesehen, sondern gar verpönt war. Die Besucher*innen lernen bekannte Persönlichkeiten wie Catherine Seiler und Lucy Walker kennen. Aber auch das Leben von anonymen Menschen, die in der Geschichtsschreibung im Schatten geblieben sind. In Videoporträts erzählen zudem Einwohner*innen wie auch Persönlichkeiten ausserhalb Zermatts, wie sie das Dorf, die Politik, ihre Arbeit und die Gesellschaft heute erleben. Ausserdem ermöglicht eine Audioapplikation in Zusammenarbeit mit dem Alpinen Museum der Schweiz und dem Staatsarchiv Wallis den Besucher*innen, selbst ihre Geschichte(n) zu erzählen und für die Zukunft festzuhalten. Und für Familien bietet eine Spielecke mit verschiedenen Spielen und Kinderbüchern in Zusammenarbeit mit der Gemeindebibliothek Zermatt an, sich spielerisch mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Video

 

Kunst bis zum Klein Matterhorn
Die Ausstellung beschränkt sich diesmal nicht auf unsere eigenen Räumlichkeiten, sondern sie erstreckt sich über die Museumsmauern hinweg. Die Walliser Künstlerin Sabine Zaalene hat Kunstinstallationen für verschiedene Orte entwickelt. «CORPUS» wird nicht nur im Museum, sondern ab Juli 2021 beispielsweise auch in Kooperation mit der Gemeinde Zermatt auf der berühmten Kirchbrücke im Zentrum Zermatts oder in Kooperation mit der Zermatt Bergbahnen AG auf der Bergbahnstrecke zum Kein Matterhorn erlebbar sein.

CORPUS

CORPUS (Foto: Sabine Zaalene)

CORPUS, fotografische Installation
Im Rahmen der Ausstellung NEUE PERSPEKTIVEN lenkt die Künstlerin Sabine Zaalene unsere Aufmerksamkeit mit Hilfe von Archivbildern auf Frauen aus und in Zermatt. Durch ihre Auswahl, die Eingriffe in und die Inszenierungen der Fotografien im (öffentlichen) Raum rückt Zaalene die Anwesenheit der Frauen im Matterhorn Museum, im Dorf Zermatt und auf der Bergbahnstation Furi in unser Bewusstsein. Dabei stellt sie die Original-Ensembles und was sie repräsentieren in Frage. Der Titel CORPUS manifestiert sich in der Suche der Künstlerin nach Spuren von Frauenkörpern und ihren Geschichten in der Vergangenheit. Der Titel vereint die einzelnen Werke mit den Untertiteln «Time», «Bollywood», «Sit in», «Sister», «Rise», «Transcend» zu einem Körper: Corpus.
In Zusammenarbeit mit Actinic, Genf

Corpus I, Time
(Kirche, Matterhorn Museum)
Die Zeit zersetzt und verändert – das Geheimnis eines Gesichts

Ausgehend von einem Porträt von drei Frauen konzentriert sich die Künstlerin mit ihrer Installation auf die Frau in der Mitte. Die Arme, Hände und Augenpaare der Frauen neben ihr rahmen sie ein. All ihre Augen starren den Fotografen und die Betrachter*innen an. Die Frau in der Mitte hat ein seltsam verfärbtes Gesicht. Die Zeit wirkt auf das Bild und hinterlässt Spuren. Diese Spuren fordern uns heute heraus. Die Künstlerin zeigt dieses Gesicht – gleichzeitig verdeckt wie auch enthüllt – auf der Spiegelwand in der Museumskirche.

CORPUS III: Sit in

CORPUS I: Time (Foto: Sabine Zaalene)

Originalfotografie: Porträt von drei Frauen von François Fumex, Zermatt, ca. 1900
(Sammlung: Matterhorn Museum – Zermatlantis)

Corpus II, Bollywood
(Eingang Galeriegeschoss, Matterhorn Museum)
Hierarchien und Herrschaftsspiele – Repräsentationen
Wirklichkeit und Illusion spielen mit der Wahrnehmung der Betrachter*innen. Das Foto wurde in einem Studio in Zermatt aufgenommen. Im Vordergrund das Porträt des indischen Gästepaares, im Hintergrund assoziiert eine Zermatter Landschaft. Als Kolonialmacht herrscht Grossbritannien im 19. Jahrhundert über alle indischen Territorien. Die Engländer*innen sind damals die ersten und wichtigsten Gäste in Zermatt. Die sitzende Position der Frau auf dem Foto widerspiegelt ihre Stellung gegenüber ihrem Mann. Mit ihrer Installation hebt die Künstlerin das Gesicht der Frau hervor, indem sie den Kopf des Mannes entfernt.

CORPUS

CORPUS II: Bollywood (Foto: Sabine Zaalene)

Originalfotografie: Gäste in Zermatt von François Fumex, Zermatt, ca. 1900
(Sammlung: Matterhorn Museum – Zermatlantis)

Corpus III, Sit in
(Ende Galeriegeschoss, Matterhorn Museum)
Die Anwesenheit der Frauen – Widerstand

Der von der Künstlerin gewählte Ausschnitt des Familienporträts besteht aus den sitzenden Personen – zwei Frauen an beiden Seiten eines alten Mannes. Jede Frau hält ein kleines Mädchen auf ihrem Schoss. Mit ihrer Installation hat sich die Künstlerin dazu entschieden, diese sitzenden Frauen hervorzuheben und nicht die vier Männer, die auf dem Originalfoto hinter ihnen stehen. Sie macht damit die Anwesenheit der Frauen sichtbar und positioniert sie als Säulen auf beiden Seiten des Eingangs, so dass sich der alte Mann vom Museumspublikum durchquert wiederfindet.

CORPUS III: Sit in

CORPUS III: Sit in (Foto: Sabine Zaalene)

Originalfotografie: Familienporträt von François Fumex, Zermatt, ca. 1900
(Sammlung: Matterhorn Museum – Zermatlantis)

Corpus IV, Sister
(Fahrstuhl Kirchbrücke, Zermatt)
Inmitten des Dorfes – Körper und Blick

Sabine Zaalene: «Das Porträt dieser Zermatterin wird durch die Glasscheiben des Fahrstuhls eng gefasst. Es steht im Mittelpunkt zahlreicher Verkehrswege. Durch seine Positionierung verbindet es die unterschiedlichen Ebenen des Standortes. Die Installation betont die Präsenz der Frau – ihren Körper und ihren Blick.»

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CORPUS IV: Sister (Foto: Marie-France Hendrikx)

Originalfotografie: Porträt einer Frau von François Fumex, Zermatt, ca. 1900
(Sammlung: Matterhorn Museum – Zermatlantis)

Corpus V, Rise
(Station Furi Süd, Zermatt)
Die andere Seite des Matterhorns  – das Klima erhebt sich

Sabine Zaalene: «Eine Alpinistin, die den Gipfel erreicht hat, blickt auf den Horizont. Der Berg erhebt sich und verbindet damit die Betrachtung des Matterhorns mit dem neuen Klima-Paradigma.» 

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CORPUS V: Rise (Foto: Gaëtan Aubry)

Originalfotografie: Auf dem Gipfel des Breithorns mit Matterhorn von Karl Robert Schäfer, Zermatt, ca. 1930-1955
(Sammlung: Matterhorn Museum – Zermatlantis)

Corpus VI, Transcend
(Station Furi Nord, Zermatt)
Der Berg schaut mich an – ich bin der Berg

Sabine Zaalene: «Dieses maskierte, fast ‹covidianische› Porträt ist feminin als auch maskulin zugleich. Mit dem sich in der Brille der Alpinistin spiegelnden Berges wird dieses Porträt zu einer Darstellung des Berges selbst.»

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CORPUS VI: Transcend (Foto: Gaëtan Aubry)

Originalfotografie: Mrs. Aubrey (Elisabeth) Leblond, Norwegen, ca. 1900

(Sammlung: Alpine Club Library, London)

  

Pionierinnen der Alpen
Auf Schwarzsee treffen Sie auf die bedeutenden Bergsteigerinnen der Vergangenheit und Gegenwart des Pop-up-Projekts «Matterhorn Ladies» des Schweizerischen Alpinen Museums (in Zusammenarbeit mit Zermatter Freilichtspielen, Gornergrat Bahn und Burgergemeinde Zermatt, 2019)

IMPRESSUM

Direktion:
Edy SCHMID

Projektleitung und Kuration:
Marie-France HENDRIKX, Carmen SIMON

Ausstellungsgestaltung, Ausstellungsgrafik und Werbegrafik:
Paloma GARCIA MAGLIOCCO

Druck:
Nitroprint, Fabrice IANI

Marketing und Kommunikation:
Carmen SIMON

mit Zermatt Bergbahnen AG:
Chantal BITTEL, Mathias IMOBERDORF, Angela ZENGAFFINEN, Sandra ZENHÄUSERN & Zermatt Tourismus: Simona ALTWEGG, Christian BÜRGI, Angela MOSER, Jana SUTER, Claudine ZIBUNG, Christian ZIÖRJEN

Kooperationen:
Alpines Museum der Schweiz, Gemeinde Zermatt, Gemeindebibliothek Zermatt, Kulturverein Zermatt, Zermatt Bergbahnen AG, Staatsarchiv Wallis

KUNSTINSTALLATION CORPUS IM MUSEUM
Projektleitung:
Marie-France HENDRIKX, Carmen SIMON

Idee und Konzept:
Sabine ZAALENE

Druck und Ausstellungseinrichtung:
Actinic: Aurélien GARZAROLLI

KUNSTINSTALLATION CORPUS IM ÖFFENTLICHEN RAUM
mit Zermatt Bergbahnen AG:
Chantal BITTEL, Angela ZENGAFFINEN, Sandra ZENHÄUSERN
und Gemeinde Zermatt: Stefanie LAUBER, Zermatter Gemeinderat

Projektleitung:
Marie-France HENDRIKX, Carmen SIMON

Idee und Konzept:
Sabine ZAALENE

Druck:
Actinic: Aurélien Garzarolli

Montage und Technik:
Cordes & Travaux Sarl: Gaëtan Aubry, Laurent Jacquier & Zermatt Bergbahnen AG: Reinhard Lauber
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FÜR DIE FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG UND FÜR DAS SACHSPONSORING DANKEN WIR
Lotterie Romande
Kultur Kanton Wallis
Gemeinde Zermatt
Bergbahnen Zermatt
Fondation Sandoz
Zermatt Tourismus
Gleichstellung Kanton Wallis
Kulturverein Zermatt
Stiftung für Erforschung der Frauenarbeit
Alliance F
Emilie Gourd

SPONSORING
Hotel Sonne 
Anadeo
Atelier ETCO