Matterhorn Museum: Vergangenheit als Erlebnis

Das Matterhorn Museum Zermatlantis ist zum wichtigen Pfeiler der Zermatter alpinen Geschichte und Kultur geworden. An manchen Tagen strömen bis zu 1000 Besucher in die unterirdische Museumswelt. 

Das Konzept, eine Dorf mit alten originalen Gebäuden von Zermatt als Schauplätze für die historischen Themenbereiche einzurichten, ist äusserst erfolgreich. Das Museum hat sich für Gäste zum festen Bestandteil des Gesamterlebnisses Zermatt entwickelt. Aber auch Einheimische schauen oft herein.

Grosser Ansturm

Durchschnittlich besuchen jährlich rund 40'000 Personen das Museum. Es kann sein, dass bis zu 1000 Personen an einem einzigen Tag die Treppenstufen in die unterirdische Vergangenheit von Zermatt hinunter steigen. Das erfolgreiche Konzept stammt vom Museumskonzeptunternehmen Steiner, Sarnen, das die Glasi Hergiswil, das Hafenmuseum Hamburg oder das Schweizerische Landesmuseum zu seinen Auftraggebern zählt.

Zermatlantis, das ist die Wortverschmelzung von Zermatt und Atlantis, eine Metapher zum historisch gestalteten Museums-Archipel. Erzählt wird die Geschichte des Horu und des kleinen Dorfes mit seinen Einwohnern, die vom Erstbesteigungs-Alpinismus zu weltweit angesehenen Tourismus-Protagonisten wurden.

„Dorfplatz“ als Zentrum

„Ab und zu ist zu beobachten, dass sich unsere Besucher auf dem Museumsdorfplatz wie früher auf einem echten Dorfplatz verhalten. Sie reden miteinander, setzen sich auf die Bänke beim Baum oder machen gar ein Schläfchen“, erzählt Edy Schmid, Präsident der Vereinigung Alpines Museum Zermatt. Vom gepflasterten Dorfplatz her erreicht man die begehbaren Gebäude: Bergführerhaus, Wohnhaus des Pfarrers, Teehäuslein und Ställe mit Nutztieren. Da stehen Maultier, Schwarzhalsziegen und Schwarznasenschafe. Aber auch Wildtiere aus der Gegend: Murmeltier, Gämse und ein noch heute stinkender Steinbock.

Drama Erstbesteigung

Am meisten zieht es die Besucher ins Bergführerhaus und ins Haus, wo die Erstbesteigung des Matterhorns im Jahr 1865 durch Edward Whymper dargestellt ist. Das Drama der drei Überlebenden (Whymper und Vater und Sohn Taugwalder, die Bergführer) und der vier Abgestürzten (Michel Croz, Bergführer aus Chamonix sowie die Gäste Francis Douglas, Robert Hadow und Charles Hudson) geht unter die Haut. Zu sehen sind nebst dem gerissenen Seil, das auf einem roten Samtkissen drapiert ist, auch Ausrüstung und Kleidungsreste der Verunglückten sowie die Porträts der streng dreinblickenden Beteiligten. Dank einer Nachbildung des Originalseils konnte 2007 festgestellt werden, dass entgegen anders lautender Gerüchte das Seil nicht zur Selbstrettung durchgeschnitten wurde. Die vom Museum in Auftrag gegebene Untersuchung bewies, dass es lediglich 300 Kilogramm halten konnte und somit zu dünn war, um vier abstürzenden Männern das Leben zu retten.
Aber auch Heutiges ist dargestellt: Die Besteigungsrouten am Hore. Die Rekorde aus dem Jahr 2011 der jüngsten Matterhorn-Bezwinger. Die Geschichten der Matterhorn-Nordwand-Besteigungen und der Alpinistin Yvette Vaucher. Und natürlich ist der legendäre Zermatter Bergführer Ulrich Inderbinden (1900-2004) mehrfach zu sehen.

Fragen über Fragen

Das Museum animiert zu Fragen, und die beiden Museums-Mitarbeiter Edy Schmid und Peter Graf geben oft und gerne Auskunft. Sie wissen viele Geschichten, die nicht dargestellt sind. „Wir erfahren von den Besuchern extrem viel,“ sagt Edy Schmid. Das Museum lebt, und selbst Einheimische erzählen den praktisch ehrenamtlich arbeitenden Museumsmitarbeitern, dass sie trotz Einheimischen-Vorteil einige Aha-Erlebnisse hatten.

Das Museum zeigt somit nicht nur, wie in der Vergangenheit der Alpinismus gelebt wurde, sondern es bietet zusätzlich die Möglichkeit, sich anhand neuester Fakten und Bilder zu informieren, wie sich der Alpinismus in Zermatt weiter entwickelt.