Bahnprojekt aufs Matterhorn: Nicht jede Idee wird realisiert

Eigentlich hätten die Touristen ganz bequem aufs Matterhorn fahren sollen – so jedenfalls sah es ein Projekt Ende 19. Jahrhundert vor. Heimatschützer haben dies verhindert. Im Buch „Visionäre Bahnprojekte“ von Heinz Schild können die Details von Bahnprojekten aus den bewegten Zeit der Gründerjahre nachgelesen werden.

Das Buch von Heinz Schild bringt einen Einblick in die Bahneuphorie des 19. und Anfangs des 20. Jahrhunderts. Es ist Gründerzeit, man ist euphorisch, und man glaubt fast vorbehaltlos an die Technik. Das Buch stellt Bahnprojekte aus der ganzen Schweiz vor – realisierte und nicht realisierte. So hätten zwei Bahnprojekte die Touristen in Zermatt beglücken sollen. Ein Projekt ist Realität geworden – die Gornergrat Bahn. Sie ist heute noch einer der Höhepunkte für Touristen, die die Schweiz bereisen. Der Blick vom Gornergrat (3'100 m) auf das Matterhorn (4'478 m) ist atemberaubend.

Bahnpioniere machen fast alles

Die Bahnpioniere des 19. Jahrhunderts glauben an sich und an die Technik. Das erste Matterhorn Bahn-Projekt stammt aus dem Jahr 1890. Es wird von den eidgenössischen Räten fast kommentarlos durchgewinkt, eine Konzession 1890 erteilt. Kostenpunkt damals: 4,6 Mio. Franken. Die Bahn soll in Etappen aufs Matterhorn bringen:

  • Zahnradbahn Zermatt – Zum See.
  • elektrische Drahtseilbahn Zum See – Schafberg (unterhalb Schwarzsee auf 2'320 m)
  • Zahnradbahn bis zur Whympershütte (3'130 m, bei der heutigen Hörnlihütte)
  • Drahtseilbahn bis auf den Gipfel des Matterhorns. Mit Restaurant und Galerie.

Entrüstungssturm aus der Bevölkerung

Doch die Ingenieure haben die Rechnung ohne die Talbevölkerung und die Heimatschützer gemacht. Es entbrennt erbitterte Opposition. Ein Proteststurm erfasst die ganze Schweiz – der erste im noch jungen Bundesstaat Schweiz – und es werden Unterschriften gesammelt. Der Heimatschutz und die „Spezialkommission für das Matterhorn“ reichen 68'356 Unterschriften ein. Engagiert hätten sich die Leute „aus wirtschaftlichen, sittlichen und vaterländischen Gründen“, ist im Buch von Heinz Schild zu lesen. Die Petition der Gegner beruht auf dem Grundsatz: „Die Gipfel unserer Hochalpen sind das ideale Eigentum des ganzen Schweizervolkes und somit unverkäuflich.“
Doch Heinz Schild beschränkt sich in seinem Buch nicht auf die Projekte, die nicht realisiert worden sind, sondern er erläutert auch detailliert die Bahnlinien, die dazu führten, dass die heutige touristische Schweiz äusserst attraktive Bergbahnen bietet. So erfährt man beispielsweise, dass 2'400 Mann an der Gornergratbahn arbeiteten – hauptsächlich Arbeiter aus Italien.

Bahnprojekte in Zermatt erlebbar

Nicht nur der Gornergrat kann seit 1898 mit der Zahnradbahn erreicht werden. Auch das Projekt, das nicht realisiert wurde, ist in Zermatt erlebbar. Auf dem Matterhorn Trail, ein Themenwanderweg, können auf Schautafeln Details zum Matterhorn gelesen werden – unter anderem auch vom nicht realisierten Bahnprojekt auf den Gipfel des Matterhorns.

Informationen zum Buch

„Visionäre Bahnprojekte – Die Schweiz im Aufbruch 1870 – 1939“; AS-Verlag Zürich, 2013, 256 Seiten, 272 Abbildungen, 24x30 cm, Hardcover. ISBN 978-3-906055-13-8, 98 CHF, AS-Verlag.